1. Februar 2023 | 20 Uhr

Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush

Spielfilm/Drama | 2022 | Deutschland, Frankreich

Rabiye Kurnaz führt in ihrem Bremer Reihenhaus das einfache Leben einer bescheidenen Hausfrau. Ihr Leben ändert sich jedoch schlagartig, als ihr Sohn Murat kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 des Terrorismus bezichtigt und ins Gefangenenlager Guantanamo verfrachtet wird. Für die Deutsch-Türkin gibt es nur einen Weg: Sie muss bis ins Herz der Weltpolitik vordringen und findet sich schon bald in Washington vor dem Supreme Court wieder.

 

An ihrer Seite steht der Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke, mit dem sich die Frau ganz wunderbar in die Haare bekommen kann. Mit der Zeit wächst das ungleiche Duo aber immer weiter zusammen, und es entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft. 

 

Es ist der klassische Kampf von David gegen Goliath. Dresen macht daraus einen Film über Recht und Willkür. Durch Rabiyes Perspektive bekommt die Geschichte eine spürbare Emotionalität. Rabiye habe stets ein Ziel vor Augen - die Freilassung ihres Sohnes.

 

Regisseur Andreas Dresen: "Und das, fand ich, ist etwas sehr Schönes, weil in unseren Zeiten es ja doch häufig so ist: Wir sitzen abends vor dem Fernseher, wir sehen die Nachrichten, wir sehen den Zustand unserer Welt. Dann sagt man sich schnell, 'ach, kann eh nüscht machen, das ist ja alles so furchtbar.' Hier erzählen wir von einer Frau, die dagegen angeht und das schafft und sagt, 'die Welt ist veränderbar, wir können etwas tun. Wir können, auch wenn wir uns ohnmächtig fühlen, die Steine zum Tanzen bringen'."

 

Für Andreas Dresen ist Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush der 27. realisierte Langfilm. Für die Hauptrollen wurden Meltem Kaptan und Alexander Scheer verpflichtet. Letztgenannter Schauspieler hatte die Titelrolle in Dresens vorangegangenem preisgekrönten Film Gundermann (2018) bekleidet. Das Drehbuch schrieb Gundermann-Autorin Laila Stieler.

 

Der Film beruht auf einer wahren Geschichte. Murat Kurnaz (* 19. März 1982 in Bremen) wurde von Januar 2002 bis August 2006 ohne Anklage im Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base festgehalten.

 

  

Erscheinungsdatum: 28. April 2022 (Deutschland)

Regie: Andreas Dresen

Drehbuch: Laila Stieler

Produktion: Claudia Steffen, Christoph Friedel

Musik: Johannes Repka, Cenk Erdoğan

Kamera: Andreas Höfer

Schnitt: Jörg Hauschild

 

Besetzung

Meltem Kaptan: Rabiye Kurnaz

Alexander Scheer: Bernhard Docke

Charly Hübner: Marc Stocker

Nazmi Kırık: Mehmet

Sevda Polat: Nuriye

Ramin Yazdani: Farhad Khan

Abdullah Emre Öztürk: Murat Kurnaz

 

  

Filmkritik 

Jörg Taszman von Deutschlandfunk Kultur schreibt, obwohl die Geschichte von Murat Kurnaz bereits stark medialisiert worden sei, schaffe es Regisseur Andreas Dresen, diese Geschichte noch einmal ganz neu und vor allem originell aufzurollen, und habe es erneut geschafft, sich als brillanter Geschichtenerzähler zu beweisen. Er mache aus dem Stoff eine Tragikomödie: „Es darf gelacht und geweint werden, und sein Film ist wirklich im besten Sinne populäres Kino mit viel Empathie für die Figuren.“ Andererseits sei der Film aber auch ernst und voller trauriger und nachdenklicher Momente. Neben vorzüglichen Dialogen sei Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush auch ein politisches Lehrstück und ein Buddy-Movie, so Taszman. Auf der einen Seite spiele Meltem Kaplan diese Mutter herausragend und Alexander Scheer den Anwalt Bernhard Docke ebenso fantastisch.

 

Patrick Heidmann von epd Film beschreibt Rabiye Kurnaz als eine fantastische Filmheldin. Sie sei leidenschaftlich und naiv, mit ebenso viel Gerechtigkeitssinn wie Humor gesegnet, unverbogen und quirlig und damit eine Figur wie gemacht dafür, eine Feelgood-Geschichte zu schultern. Ob dieser Ansatz allerdings der richtige ist, um vom Fall Kurnaz zu erzählen, stehe auf einem anderen Blatt, so Heidmann, da sowohl Murats traumatische Erfahrungen als auch das Ausmaß des Versagens der deutschen Politik in dem Film arg an den Rand gedrängt würden. Auch der Wahrhaftigkeit seines Films tue Dresen keinen Gefallen mit Kleinigkeiten wie dem Auftreten eines fiktiven, vollkommen uncharismatischen Hollywoodstars oder einem eigenen Cameo-Auftritt als Richter am Supreme Court.

 

 

Auszeichnungen 

Für Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush erhielt Dresen seine vierte Einladung in den Wettbewerb um den Goldenen Bären, den Hauptpreis der Berlinale.

 

Drehbuchautorin Laila Stieler wurde mit dem Silbernen Bären für das Beste Drehbuch und Meltem Kaptan als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. 

 

Kaptan und Nebendarsteller Alexander Scheer wurden im selben Jahr mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. 

 

Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush befindet sich auf einer Mitte August 2022 von german films veröffentlichten Shortlist von Filmen, die von Deutschland als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 in der Kategorie Bester Internationaler Film eingereicht werden.

 

Quellen: Google, wikipedia, leinetal24.de, ndr.de