6. November 2024 | 20 Uhr

Stilles Land

Komödie/Drama | 1992 | Deutschland

98 Minuten

 

Andreas Dresens Langfilm-Debut spielt in den bewegten Herbsttagen des Jahres 1989.

 

Während sich die politischen Ereignisse der Wendezeit überschlagen, herrscht in der Provinz noch Stille, so auch an einem Kleinstadttheater in Mecklenburg-Vorpommern. Der junge Regisseur Kai soll dort zum ersten Mal inszenieren – ausgerechnet "Warten auf Godot".

 

Sein Enthusiasmus wird durch die vorsichtige Zurückhaltung und die Gleichgültigkeit der Schauspieler gebremst. Er bezieht die Metaphorik des Stückes immer mehr auf die Situation. Ein Ensemblemitglied ist indessen zur ungarischen Botschaft geflohen.  Langsam tauen die Akteure auf und verfassen eine gemeinsame Petition an Honecker. Als die Mauer fällt, scheitert ein gemeinsamer Ausflug allerdings an banalen Hindernissen.

 

Selbst nach dem Fall der Mauer gelingt es der Gruppe nicht, aus der Provinz auszubrechen, nur Claudia, die junge Assistentin, in die sich Kai verliebt hat, bricht in den Westen auf und kehrt mit einem Hamburger Schauspieler zurück, der der Gruppe verspricht, sie ganz groß herauszubringen. Obwohl seine angekündigte Hilfe sich schnell als heiße Luft erweist, spielt das Ensemble motiviert wie nie zuvor, allerdings ohne großen Erfolg.

 

Andreas Dresens tragikomische, sensible Milieustudie zählt zu den besten Filmen zu dieser Thematik. Nach mehreren Kurzfilmen war Stilles Land der erste Kinofilm, den er drehte. Der Film trug den Arbeitstitel Provinztheater. Der Film wurde erstmals am 8. Oktober 1992 im Kino gezeigt; zunächst jedoch nur in den Neuen Ländern, in den alten Ländern erschien er einen Monat später.

 

Andreas Dresen, der die „Wirren der Wendezeit in der DDR 1989“ am Beispiel des „Mikrokosmos eines kleinen Theaters“ aufzeigen wollte, hatte von Anfang an vor, Kurt Böwe als Intendanten Walz zu besetzen. Böwe willigte ein, da er der Ansicht war, ihm sei ohnehin „die ganze DDR geradezu ins Gesicht gemeißelt“ und er brauche den Walz daher gar nicht mehr zu spielen.

 

Wolfgang Bordel, der langjährige Intendant des Theaters in Anklam, dem Drehort des Films, übernahm im Film eine kleine Rolle als Kantinenwirt.

  

 

 

Regie: Andreas Dresen

Drehbuch: Laila Stieler, Andreas Dresen

Produktion: Wolfgang Pfeiffer

Musik: Tobias Morgenstern, Rainer Rohloff

Kamera: Andreas Höfer

Schnitt: Rita Reinhardt

 

Besetzung

Thorsten Merten: Kai Finke

Jeannette Arndt: Claudia

Kurt Böwe: Intendant Walz

Petra Kelling: Uschi

Horst Westphal: Horst

Katrin Martin: Tina

Asad Schwarz: Theo

Mathias Noack: Felix

Hans-Uwe Bauer: Peter

Burkhard Heyl: Thomas

Roman Silberstein: Pförtner

Wolf-Dieter Lingk: Parteisekretär

 

  

Filmkritik  

 

Der Spiegel nannte den Film eine „Filmkomödie mit dem scheinheiligen Titel ‚Stilles Land‘“. Der Film mache aus der Warten-auf-Godot-Inszenierung eines Berliner Jung-Genies „eine stillvergnügt spöttische, auch wehmütige Theatermenschen-Komödie: Es leuchtet darin die Erinnerung an das letzte Stündchen Utopie vor dem Untergang.“

 

Die DEFA-Stiftung bezeichnete Stilles Land als eine der „interessanten und gelungenen filmischen Aufarbeitungen der politischen ‚Wende‘ in der DDR.“

 

Das Lexikon des internationalen Films sieht Stilles Land als einen „durch bissigen Humor und nuancierte Charakterzeichnung ansprechende[n] Erstlingsspielfilm, dessen Qualitäten allerdings unter der höchst durchschnittlichen Inszenierung und der fehlbesetzten Hauptrolle leiden.“

 

 

Auszeichnungen 

Der Film erhielt 1992 den Deutschen Kritikerpreis und den Hessischen Filmpreis.

 

 

Quellen: google.com, Wikipedia