1. November 2023 | 20 Uhr

Spur der Steine

DEFA-Film | 1966 | DDR

Länge 139 Minuten

"Spur der Steine“ spielt auf der Großbaustelle Schkona. Dort genießen der Zimmermann Hannes Balla und seine Brigade gleichermaßen Respekt und Narrenfreiheit. Auf die bürokratischen Regeln der Planwirtschaft pfeifen sie; fehlendes Material besorgen sie sich notfalls mit Gewalt. Weil die Truppe aber so ungemein produktiv ist, sieht die Bauleitung über das aufmüpfige Verhalten – vor allem Ballas – und manch zweifelhafte Methode hinweg. Mit Werner Horrath hat eines Tages ein von Idealismus und dem Wunsch nach echten Verbesserungen beseelter SED-Parteisekretär das Sagen. Anfänglich kommt es zu Autoritätsgerangel zwischen ihm und Balla. Zunehmend wächst jedoch die gegenseitige Wertschätzung, gemeinsam tüftelt man etwa ein Drei-Schicht-System aus.

 

Mit dem Jobantritt der Ingenieurin Kati Klee wird die Harmonie getrübt, denn beide verlieben sich in die Schönheit, die erst einmal damit beschäftigt ist, sich die Achtung der Brigade zu erkämpfen – was ihr auch gelingt. Ihr Herz gewinnt schließlich Horrath, und eine Liebelei nimmt ihren Lauf –heimlich allerdings, denn der im Job so geradlinige und moralisch integre Parteisekretär ist verheiratet, will Frau und Kind nicht verlieren, genauso wenig wie seine Posten…

 

Die Situation spitzt sich zu, als Kati schwanger wird und auf der Baustelle Unruhe und Gerüchte entstehen. Als das Kind auf der Welt ist, verstärkt sich der Druck von oben auf die junge Frau. Doch aus Loyalität gegenüber Horrath verweigert Kati die Auskunft über die Vaterschaft. Erst als sie wegen der Schikanen ihrer Partei und der Enttäuschung ob Horraths Verhalten vollends am Boden liegt und sich von ihm trennt, packt dieser aus – und reicht bei der Gelegenheit die Scheidung ein. Folgenlos bleibt sein Geständnis nicht: Unter anderem wegen politisch-ideologischen Versagens verliert Horrath sämtliche Posten, sogar ein Parteiausschlussverfahren steht zur Debatte. Während Kati Schkona verlässt, um andernorts glücklich zu werden, bleibt Horrath – als Arbeiter unter Balla. Der Brigadeführer hat sich für seinen ehemaligen Vorgesetzten eingesetzt, der ihm ein Freund geworden ist; er weiß um dessen Verbundenheit mit der Baustelle.

 

 

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Erik Neutsch, der im Jahr 1964 erschien und im selben Jahr mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet wurde. Das DEFA-Studio für Spielfilme bot Filmregisseur Frank Beyer die Romanvorlage zur Verfilmung an, der seinerzeit zum festen Mitarbeiterstab der DEFA gehörte, jedoch anfangs vom Projekt nicht gänzlich überzeugt war. Beyer habe, wie er selbst später sagte, einige Zeit benötigt, die Qualität des umfangreichen Stoffes zu erkennen. Trotz des Lobs der SED und einer eindeutig sozialistischen Position enthält der Roman eine wirklichkeitsnahe Schilderung des DDR-Alltags.

 

 

 

Erscheinungsdatum: 15. Juni 1966 

Regie: Frank Beyer

Autor der Filmgeschichte: Erik Neutsch

Musik komponiert von: Wolfram Heicking, Hans Kunze

Drehbuch: Karl Georg Egel, Frank Beyer

Kamera: Günter Marczinkowsky

Schnitt: Hildegard Conrad

 

Besetzung 

Manfred Krug: Hannes Balla

Krystyna Stypułkowska: Kati Klee (synchronisiert von Jutta Hoffmann)

Eberhard Esche: Werner Horrath

Johannes Wieke: Hermann Jansen

Walter Richter-Reinick: Richard Trutmann

Hans-Peter Minetti: Heinz Bleibtreu

Walter Jupé: Kurt Hesselbart

Ingeborg Schumacher: Marianne Horrath

Gertrud Brendler: Frau Schicketanz

Helga Göring: Elli

Erich Mirek: Oswald Ziemer

 

  

Filmkritik

„Der Film Spur der Steine wird der Größe des Themas nicht gerecht. Er gibt ein verzerrtes Bild von unserer sozialistischen Wirklichkeit, dem Kampf der Arbeiterklasse, ihrer ruhmreichen Partei und dem aufopferungsvollen Wirken ihrer Mitglieder. […] Der Film erfasst nicht das Ethos, die politisch-moralische Kraft der Partei der Arbeiterklasse und der Idee des Sozialismus, bringt dafür aber Szenen auf die Leinwand, die bei den Zuschauern mit Recht Empörung auslösten.“ – Hans Konrad: Spuren der Steine? Zu einem Film von Frank Beyer. Filmkritik. In: Neues Deutschland vom 6. Juli 1966

 

Der vom ZK der SED und vom Kulturministerium der DDR als partei- und staatsfeindlich eingestufte Film "Spur der Steine" verschwand eine Woche nach dem Kinostart für 23 Jahre in den DEFA-Archiven. Frank Beyer, der sich nicht von seinem Werk distanzieren wollte, wurde der Verfremdung und Verfälschung einer Romanvorlage bezichtigt und konnte – trotz Intervention des Autors Erik Neutsch – jahrelang keine Kinofilme realisieren. 

 

 

  

Quellen: Google, wikipedia, superillu.de