7. Oktober 2020 | 20 Uhr

Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm

Drama | 2018 | Deutschland, Belgien

Dauer: 2 h 16 min

Die "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht wird schon kurz nach ihrer Uraufführung im Jahr 1928 zum Riesenerfolg. Daran anknüpfend wollen Brecht und Kurt Weill, der für das Stück die eingängige "Moritat von Mackie Messer" geschrieben hat, die Geschichte auf die Leinwand bringen. Während Brecht seine künstlerische Vision umsetzen will, sind die Filmproduzenten nur am Geld interessiert. Dieser Konflikt führt unweigerlich zum Scheitern des Projekts.

Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ wird nach ihrer Uraufführung 1928 das erfolgreichste Theaterstück der 20er Jahre. Sie ist überall zu sehen - nur nicht im Kino. Brecht ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Mit seinem engsten Kreis feiert er den Erfolg: Neben Kurt Weill und Elisabeth Hauptmann gehören dazu auch seine Frau Helene, Weills Ehefrau Lotte und die gefeierte Schauspielerin Carola Neher. Das Angebot von Produzent Seymour Nebenzahl, die „Dreigroschenoper“ zu verfilmen, lässt nicht lange auf sich warten. Doch Brecht hat nicht vor, das Stück eins zu eins für die Leinwand zu adaptieren. Er hat andere Vorstellungen, wie der Stoff als Film aussehen soll. Für den Produzenten Nebenzahl geht es nur darum, möglichst viel an dem Film zu verdienen. Er will den Menschen das geben, was sie gewohnt sind. Aber mit den Gewohnheiten zu brechen ist genau Brechts Absicht.

 

Vor den Augen des Autors beginnt die Geschichte um den Kampf des Londoner Gangsters Macheath mit dem Kopf der Bettelmafia Peachum Form anzunehmen. Der Gangster, der auch unter dem Namen Mackie Messer bekannt ist, verliebt sich Hals über Kopf in Peachums schöne Tochter Polly. Dieser ist entsetzt, als er erfährt, in wen sich seine Tochter verliebt hat. Denn die Ehe mit seiner alkoholkranken Frau ist lieblos und Polly ist alles, was er hat.

 

Es kommt zum Showdown in der Realität und im Film: Die Auseinandersetzung zwischen Peachum und Macheath eskaliert. Um Polly vor Macheath zu retten, schwärzt Peachum seinen ungeliebten Schwiegersohn bei der Polizei an. Doch Macheath pflegt eine enge Freundschaft zu Polizeichef Tiger Brown. Ist er vielleicht doch noch zu retten? Während in dem Film, den sich Brecht vorstellt, der Kampf um den Kopf von Macheath beginnt, zieht er selbst in den Kampf gegen die Filmfirma. Damit beginnt eine Inszenierung der ganz besonderen Art: eine Inszenierung der Wirklichkeit.

 

Erscheinungsdatum: 13. September 2018 (Deutschland)

Regisseur: Joachim A. Lang

Musik komponiert von: HK Gruber

Drehbuch: Joachim A. Lang

Produzenten: Till Derenbach, Michael Souvignier

 

Besetzung

Lars Eidinger (Bertolt Brecht), Tobias Moretti (Macheath), Hannah Herzsprung (Carola Neher / Polly), Joachim Król (Peachum), Claudia Michelsen (Frau Peachum), Britta Hammelstein (Lotte Lenya/Jenny), Robert Stadlober (Kurt Weill), Christian Redl (Tiger Brown) u.a.

 

Filmkritik

Anke Westphal schrieb für epd-Film: „»Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm« ist eine fiebrige Tour de Force – ein Film, der die »Dreigroschenoper« bis in den Finanzkapitalismus unserer Gegenwart hinein verlängert und dessen Aktualität hinsichtlich des damals aufkommenden Faschismus schon fast beklemmend wirkt. Es ist eine Regiearbeit, die das Publikum ebenso irritieren wie verblüffen dürfte – und ungeheuer reich beschenkt.“

Christina Bylow befand in der Vogue: „Mackie Messer — Brechts Dreigroschenfilm ist ein opulentes Gesamtkunstwerk. Es erzählt die Geschichte des erfolgreichsten Stücks der zwanziger Jahre, von Brechts Dreigroschenoper und ihrer gescheiterten Verfilmung durch den Dichter selbst. Ein Kinoereignis, das einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft den Spiegel vorhält, bild- und textgewaltig und dabei hundert Prozent Bertolt Brecht. Kein Wort im Drehbuch, das nicht aus seinen Werken stammt. Virtuos zusammengefügt von Regisseur Joachim A. Lang. Alle sind sie da, die junge Unschuld, die Bettler, die Gauner, die Huren, der Polizeichef und der triebhafte Macheath, ein Mann zum Fürchten, auch wenn der Film mit gezielten Brüchen immer wieder klarmacht: Dies ist eine Kunstfigur. Ihre Stimme aber hallt lange nach.“

Die Süddeutsche Zeitung urteilte: „Joachim A. Lang hat einen opulenten Film im Film inszeniert, der kenntnisreich und klug mit Bertolt Brechts Theorien spielt.“

Die Welt am Sonntag resümierte: „Ein als Denkstück, Zeitbild und Musical gleichermaßen famoser Film.“

 

Auszeichnungen 

2018: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) – Prädikat „besonders wertvoll“

2018: Förderpreis Neues Deutsches Kino – Nominierungen in den Kategorien Regie, Produktion und Drehbuch

2018: Hessischer Film- und Kinopreis – Nominierung in der Kategorie Spielfilm

2019: Romyverleihung – Nominierung in der Kategorie Beste(r) ProduzentIn Kinofilm (Till Derenbach, Michael Souvignier)

2019: Gold World Medal der 62. New York Festivals International Television & Film Awards in der Kategorie Spielfilm

Der Film war eine von elf deutschen Einreichungen für die Oscarverleihung 2019 für die Kategorie des besten fremdsprachigen Films.

 

Quellen: Google, wikipedia, filmstarts.de, programm.ard.de