Biopic/Drama | 2022 | USA
151 Minuten
So persönlich, so privat, so zärtlich hat Steven Spielberg noch nie erzählt: "Die Fabelmans" ist nicht nur eine Liebeserklärung ans Kino, sondern auch an Spielbergs Familie:
Nach seinem ersten Kinobesuch mit seinen Eltern ist der junge Sammy nachhaltig verstört und beeindruckt zugleich, kann die Bilder aus Cecile B. DeMilles "Die größte Schau der Welt" kaum verdauen. Vor allem nicht die Szene, in der ein fahrender Zug mit einem Auto kollidiert. Im Keller des Hauses stellt er die Szene mit der Modeleisenbahn nach, immer und immer wieder, bis seine Mutter mit dem traumatisierten Kind Erbarmen hat.
"Sammy, wir nehmen uns Daddys Kamera und filmen es. Wir bauen den Unfall nur einmal. Und wenn der Film entwickelt ist, kannst du dir den Film so oft ansehen, wie du willst, bist du keine Angst mehr hast. Und dein echter Zug geht nicht mehr kaputt. Und noch was Darling. Kein Wort zu deinem Vater. Der Film ist unser Geheimnis. Dein und Meins." (Szene aus dem Film)
Es ist der erste von vielen Filmen mit der Super-8-Kamera, der Beginn, einer Leidenschaft, die Jahrzehnte andauern wird.
"Die Fabelmans" ist für Steven Spielberg vor allem Vergangenheitsbewältigung: Er öffnet sich, erzählt von der Beziehung zu seinen Eltern, die sich haben scheiden lassen. Es sind Momente der Liebe, Momente des Missverstehens, Momente des missverstanden Werdens zwischen dem Sohn und seinen Eltern. Gerade Sammys Vater, ein IT-Ingenieur und Workaholic, hat wenig Verständnis für die Leidenschaft des Sohnes, Filme zu drehen.
Spielberg arbeitet sich nicht ab, er verarbeitet seine Kindheit und Jugend als jüdischer Junge in amerikanischen Vororten. Michelle Williams brilliert als seine schwer depressive Mutter mit kaputter Seele, Paul Dano als strenger Vater, Seth Rogen als bester Freund der Familie.
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Tony Kushner, Steven Spielberg
Produktion: Tony Kushner, Kristie Macosko Krieger, Steven Spielberg
Musik: John Williams
Kamera: Janusz Kamiński
Schnitt: Sarah Broshar, Michael Kahn
Besetzung
Gabriel LaBelle: Sammy Fabelman
Michelle Williams: Mitzi Fabelman
Paul Dano: Burt Fabelman
Seth Rogen: Bennie Loewy
Julia Butters: Reggie Fabelman
Keeley Karsten: Natalie Fabelman
Oakes Fegley: Chad Thomas
Gabriel Bateman: Roger
Nicolas Cantu: Hark
Sam Rechner: Logan Hall
Judd Hirsch: Onkel Boris
Filmkritik
Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 92 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 8,2 von 10 möglichen Punkten. Auf Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 84 von 100 möglichen Punkten.
Joey Magidson von awardsradar.com schreibt, The Fabelmans habe fast alles, was man sich in einem Film wünscht. Er sei lustig, er sei traurig, und er sei hoffnungsvoll. Man durchlaufe als Zuschauer die ganze Bandbreite der Emotionen, und Spielberg habe in Höchstform gearbeitet. Es sei eine Freude, diese Besetzung in Aktion zu sehen. Gabriel LaBelle sei eine Entdeckung und Offenbarung, während Michelle Williams einem das Herz breche. Paul Dano habe zwar die am wenigsten auffällige Rolle, finde aber stille Würde in der väterlichen Figur. Judd Hirsch sei zwar nur in wenigen Szenen zu sehen, doch sein langer Monolog über das Showbusiness sei ein absoluter Hingucker. Spielberg habe womöglich die unterhaltsamste Filmtherapiesitzung der letzten Zeit geschaffen, und The Fabelmans sei die Krönung für einen legendären Geschichtenerzähler.
Vom Lexikon des internationalen Films erhielt der Film mit fünf Sternen die höchstmögliche Wertung. Er sei „eine einzigartige Feier der Macht des Kinos“ und präsentiere die „magische Gegenwelt […] in bravourösen Sequenzen […], in denen das Kino als unentbehrliches Mittel bei der Bewältigung der Realität greifbar“ werde.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung versah den Film mit dem Prädikat besonders wertvoll. In der Begründung heißt es, nicht nur, dass der im Film ironisch als Schlüsselerlebnis eingesetzte Ratschlag des alten John Ford beherzigt wurde, den Horizont nie die Mitte des Bildes teilen zu lassen, finde vor allem die Kameraarbeit von Janusz Kamiński über die reine Abbildung der Szenen hinaus für viele Szenen gekonnte Perspektiven, wie den Familientisch etwas distanziert aus einem erhöhten Winkel zu zeigen oder auch Spiegelungen von Szenen. Die Kamera schaffe die ideale Balance aus Teilnahme und Betrachtung, indem sie oft die Augenhöhe verlässt oder eben selbst durch einen Sucher schaut.
Auszeichnungen
Golden Globe Awards 2023
London Critics’ Circle Film Awards 2023
National Board of Review Awards 2022
National Society of Film Critics Awards 2023
Online Film Critics Society Awards 2023
Oscarverleihung 2023
Quellen: Google, wikipedia, ndr.de